Equikinetic - Tagebuch

Hier möchte ich unsere Erlebnisse mit der Equikinetic festhalten.

Auf dieser Hauptseite findet ihr zu erst einmal den Tag an dem alles begann.

(Alle weiteren Trainingseinheiten findet ihr unter den Monatsreitern links auf dieser Seite.)

 

Viel Spaß beim Lesen!

 

Sa. 22.04.2017 - Kurstag:

Heute fand bei meiner Tante auf dem Hof ein Equikinetic-Kurs mit der Trainerin Sandra Harder statt. Katja, Katha und ich hatten uns alle dafür angemeldet. Katha macht mit Momo zusammen die aktiven Einheiten mit und Katja und ich haben uns das Ganze mal von außerhalb der Quadratvolte angesehen.

 

Für Momo war es das erste Mal, dass er den Hof via Hänger verlässt und woanders den Tag verbringt. Zu seiner Unterstützung kam sein Koppelfreund Latino mit, der mit seiner Besitzerin Susanne ebenfalls an dem Kurs teilnahm.

Für Katha ist es ebenfalls das erste Mal, dass sie an einem Kurs teilnimmt und die Nervosität war ihr schon Tage vorher anzumerken.

 

Das Aufladen der beiden Pferde ging relativ reibungslos und nachdem beide sicher auf dem Hänger standen, konnten wir alle zügig losfahren. Katha und ich sind hinter dem Hänger her gefahren um zu sehen, wie die Jungs sich verhalten. Latino stand wie eine Eins und Momo schwankte vor allem in den Kurven etwas, sah sonst aber nur interessiert aus den Fenstern.

Auf dem Hof angekommen stiegen die Beiden ziemlich ruhig aus und konnten sich erst einmal auf dem Paddock die Beine vertreten. Bis sie dran waren dauerte es noch eine ganze Zeit.

Der Kurs begann mit einer Theorieeinheit, in der Sandra uns die Grundlagen der Biomechanik des Pferdes und der Equikinetic erklärte.

Das Ziel der Equikinetic ist es, die Muskulatur, den Bewegungsablauf, die Kondition und das Allgemeinbefinden des Pferdes zu trainieren und zu verbessern. Equikinetic ist für so ziemlich alle Pferde, aller Rassen und Altersklassen anwendbar (mit Ausnahme von ganz jungen Pferden und Fohlen, begonnen werden kann langsam und vorsichtig ab ca. 2,5 Jahren). Auch verletzungsbedingt ausgefallene Pferde können, nachdem sie wieder im Schritt antrainiert werden dürfen, mit der Equikinetic auftrainiert werden.

 

Ein kurzer Auszug aus Wikipedia:

„Die Equikinetic ist ein Longierprogramm, das auf dem isokinetischen Trainingsprinzip beruht. Dieses Longierprogramm ist ein Intervalltraining an der Longe, bei dem innerhalb verschiedener Übungen Muskelgruppen für eine bestimmte Zeit gleichmäßig stark angespannt und so trainiert werden.“

 

Außerdem kann und soll das Miteinander zwischen Mensch und Pferd auf eine freundschaftliche Weise geklärt und gefestigt werden. Gerade in den Handwechseln, die nach jeder Seiteneinheit durchgeführt wird, kann man gut erkennen, wie das Pferd häufig austestet, wer denn dass Sagen in der Pferd-Mensch-Beziehung hat. Es wird, sollte der Mensch seine Position als Leittier nicht gefestigt haben, immer wieder versuchen sich auf seine subtile Art und Weise Platz zu verschaffen. Hier kann der Mensch gerne auch angerempelt und von seinem Standpunkt weggedrängelt werden. Der Mensch muss lernen, seinem Pferd den Weg zu zeigen, den es gehen soll, ohne dass er seinen eigenen Standpunkt verlässt.

 

Nachdem wir die Grundlagen im Kopf hatten, ging es nun an den praktischen Teil. Sandra erklärte kurz, wie man das Aufwärmprogramm gestalten sollte und ließ dann das erste Pferd in die Quadratvolte einfädeln. Im Laufe der ersten Runden und Pferde erklärte sie genau, worauf wir achten sollten. Das Pferd sollte am besten durchgängig eine leichte (äußeres Auge, äußeres Buggelenk) bis schwere (äußeres Auge, inneres Buggelenk) Stellung zeigen und mit der Hinterhand in die Spur der Vorderhand treten. Dabei sollte es raumgreifend und elanvoll voranschreiten. Es sollte sich am besten durch den ganzen Körper biegen, den Hals leicht fallen lassen, die Bauchmuskulatur anspannen, dadurch den Rücken heben und über die Dehnungshaltung den Körper schön strecken und die Faszien dehnen.

Vor und am Ende jedes Equikinetic-Trainings sollte das Pferd einmal abgetastet werden, wie warm die Muskulatur vor den Training war und nach dem Training ist. Wenn man es richtig gemacht hat, wird man merken, wie sich die Muskelgruppen erwärmt haben.

 

In Momos erster Einheit, die nur im Schritt absolviert werden sollte, war er noch extrem aufgeregt. Er zackelte ständig an, scherte mit der Hinterhand aus, ließ den Hals nicht fallen und trat sehr kurz mit der Hinterhand. Auf eine leichte Verbindung zum Kappzaum (Equikinetic wird nur am Kappzaum trainiert, da hier die Verbindung über das Nasenbein am effektivsten ist) reagierte er mit Kopfschlagen und Gegenzug. Aber sogar so aufgeregt wie er war, verlängerte er zum Ende des ersten Trainings seine Schrittlänge etwas.

 

Nach einem ausgiebigen Mittagessen stand dann auch schon die zweite Arbeitseinheit an. Momo war schon etwas ruhiger (kein Wunder... Auf dem Paddock rannte er den ganzen Tag bereits auf und ab), konnte zu Beginn der Einheit aber nach wie vor noch nicht entspannt Schritt gehen.

Nach zwei Einheiten Schritt auf jeder Hand sollte das Training nun im Trab ausprobiert werden. Hier zeigte Momo sehr schön, dass das das Tempo war, in dem er sich deutlich besser entspannen und mitarbeiten konnte. Er scherte deutlich weniger mit der Hinterhand aus, fing an eine Vorwärt-abwärts Haltung einzunehmen, trat deutlich besser unter den Schwerpunkt und fing an den Rücken zu heben. Danach funktionierten auch die Handwechel deutlich besser und er achtete mehr darauf Katha nicht zu nah zu kommen und sie zu bewegen ihm Platz zu machen.

Die darauf folgenden Schritteinheiten fielen Momo sichtlich leichter und Katha konnte mit einem guten Gefühl das Training für beendet erklären.

 

Nachdem dann auch Latino seine zweite Einheit artig und bemüht hinter sich gebracht hatte, konnten die beiden Jungs wieder in den Hänger und nach Hause in den wohlverdienten Feierabend fahren.

 

Momo war fix und alle nach dem Tag und seine Füße taten ihm ziemlich weh (er hatte gerade ein paar Tage vorher die Eisen abbekommen, da die Zehen zu lang und die Trachten zu kurz waren). Und er war nachhaltig durch den Wind. Noch Tage später war er zappelig, kniff wieder, wenn man ihm die Gelegenheit dazu gab und machte den Anschein, als ob seine Welt erschüttert worden wäre.

„Ja Möhrchen, die Welt ist groß und es gibt viel zu sehen…“

 

Aber wir sind sehr stolz auf die Riesenwurzel. Dafür, dass er das erste Mal einen so langen Tag fernab der Heimat verbrachte hatte und es alles so aufregend für ihn war, hat er sich super benommen. Ja, er war aufgeregt, aber er war zu jeder Zeit handelbar und nicht kopflos. Er hat immer auf den Menschen geachtet und ihn nicht einfach ignoriert. Sogar als er den automatisch mähenden Rasenmäher im Garten meiner Tante sah und er eigentlich einfach nur ganz weit weg von dem fürchterlichen Ding wollte, konnte Katha ihn aus der Situation rausmanövrieren, ohne dass er kopflos davon rannte. Das zeigte doch deutlich, wie sehr er sich am Menschen und in dem Moment vor allem an Katha orientiert. Und auch danach kam er relativ gut wieder runter und konnte am anderen Ende des Platzes ein paar verhältnismäßig  ruhige Runden mit Katha im Schritt laufen. Auch danach ging er ohne mit der Wimper zu zucken wieder an der Gefahrenstelle vorbei.

Es waren viele neue Erfahrungen für ihn, neue Umgebung, neue Pferde, fremde Menschen und neue Übungen.

Aber die Banane am Ende des Tages genoss er doch sichtlich, bevor ihm neben dem heufressenden Max die Augen zufielen.

 

Für mich brachte der Kurs vor allem einen Namen für das, was wir sowieso schon annähernd erarbeiteten.

Ich habe vorher bereits mit Max am Kappzaum in Innenstellung gearbeitet. Dieses aber vor allem an der langen Seite oder auf großen Bögen. Max reagierte auf die Hilfestellung am Nasenbein auch sehr gut. Und dank jahrelangem Training lässt Max auch in allen Arbeitsweisen schön den Hals fallen und zeigt ein guten Vorwärts-abwärts.

Aber durch die Begrenzung durch die Quadratvolte, wird das Ganze nun noch effektiver für uns.

Auch wenn wir momentan noch keine blau-gelben Arbeitsmaterialien wie Gassen und Hütchen haben (Pferde sollen nur die Farben gelb und blau so wie hell und dunkel, also weiß und schwarz erkennen können. Und der stetige Farbwechsel soll die Verbindungen zwischen der linken und rechten Gehirnhälfte des Pferdes trainieren und verbessern) können wir das Training in der Quadratvolte bereits durchführen (wir haben genügend Stangen und rote Hütchen).

 

 

Ich bin gespannt, wie sich die Jungs mit diesem Training entwickeln werden.