Limbo - der kleine Allrounder...

Limbo ist ein 1988 geborener Isländer-Shettland-Wallach in kastanienbraun.

Limbo 4-jährig, hier mit Katja auf der heimischen Koppel.
Limbo 4-jährig, hier mit Katja auf der heimischen Koppel.

Meine Tante und mein Onkel haben sich 1988 einen alten Resthof gekauft, auf dem Pferdehaltung möglich ist. Meine Tante selber hatte immer eigene Pferde und immer wenn meine Mutter sie besuchte und ich mit meinen damals 4 Jahren mitgekommen bin, fand man mich später im Stall wieder. Schon damals wurde ich ständig aufs Pferd gesetzt und durfte an der Longe im Schritt meine Runden drehen. Nach 4 Jahre, die ich jede Woche ein oder mehrmals im Stall war, die Pferde der Einstaller trockenreiten durfte und mich bereits an Katjas Fersen geheftet hatte, hatte mein Opa Erbarmen mit mir und meiner 4 Jahre jüngeren Cousine und schenkte uns ein Pony. Das war Limbo.

Der Plan war, dass wir ihn reiten konnten und mein Opa ihn einfährt, damit er selber mal wieder mit der Kutsche los konnte. Geritten haben wir Limbo, aber aus dem Einfahren wurde leider nie etwas. Aber Limbo war mit uns auch so gut ausgelastet. Aber erst einmal weiter im Text…

 

Limbo hieß bevor er zu uns kam Rambo. Wir wunderten uns, dass dieses süße kleine Pony so einen bedeutungsschweren Namen hatte und nannten ihn kurzerhand um. Nur um von ihm bewiesen zu bekommen, warum er Rambo geheißen hat. Wenn Limbo der Meinung war, dass das Gras auf der anderen Koppel grüner war als das, was er gerade zur Verfügung hatte, drückte er so lange mit dem Kopf oder der Brust gegen die untere Latte des Weidezauns, bis diese nachgab, Limbo durchhuschen konnte und der Zaun repariert werden musste. Er konnte aber auch subtiler vorgehen. Er legte sich einfach dicht am Zaun nieder und robbte unter dem Zaun durch.

So manches Mal kam es vor, dass wir auf die Koppel gingen und vergeblich nach dem Pony suchten. Meistens fanden wir ihn dann im benachbarten Wald wieder, wo das frische Grün im Schatten der Bäume wohl besser schmeckte als das auf der Koppel.

Er blieb zum Glück immer nahe bei unseren Koppeln und hielt sich von der Straße fern. Zum Glück!

 

Als Limbo auf den Hof kam, war Mutabor bereits ein paar Jahre bei uns. Zuerst ignorierten sich die Beiden, doch relativ schnell freundeten sie sich an und waren fortan nicht mehr zu trennen. Wollte man den Einen von der Koppel holen, musste man schwer aufpassen, dass der Andere nicht mit durchs Tor flutschte. Brachte man den Einen dann wieder auf die Koppel, kam der Andere sofort angelaufen und die Wiedersehensfreude war groß… Es wurde gequiekt, fellchenkraueln gemacht um dann nebeneinander zum liebsten Fressplatz zu schlendern. Auf der Koppel Fotos machen ging nur, wenn man akzeptierte, dass der Zweite irgendwo auf dem Foto mit zu sehen war. Im Gelände ergänzten sie sich wie Pat und Patterchon. Der eine war aufgeregt, äugte nach jedem Blatt, das sich bewegte und der andere war völlig relaxt. Diese Rollenverteilung wechselten sie aber regelmäßig, so dass es mit den Beiden zusammen nie langweilig wurde…

Die Freundschaft zwischen den Beiden war groß und auch Jahre nachdem Katja mit Mutabor den Stall gewechselt hatte, erkannten die sich die Beiden immer wieder. Auch wenn Monate oder sogar Jahre zwischen ihren Wiedersehen lagen.

Katja, Mutabor und Limbo, 1992
Katja, Mutabor und Limbo, 1992
Limbo, Mutabor und ich, Hausturnier auf Hof Larsson 1999, Handpferdereiten
Limbo, Mutabor und ich, Hausturnier auf Hof Larsson 1999, Handpferdereiten

Irgendwann meldete Katja uns alle zu einem Abhärtungswochenende an. Mutabor stand bereits auf dem Hänger und krähte nach seinem Freund. Wir wussten nicht, wie Limbo auf einen Pferdeanhänger reagiert und ob er überhaupt schon einmal verladen wurde, und so sollte nicht ich ihn herauf führen, sondern Astrid (eine weitere Einstellerin auf dem Hof meiner Tante). Limbo sah den Hänger, dass sein Freund bereits dort drauf stand und stieg, ohne großes Zutun von Astrid einfach ein. Cooles Pony.

Seine Coolness sollte sich auf dem Lehrgang weiter bestätigen. Es wurden dort diverse verschiedene Hindernis aufgebaut. Ein Cavaletti mit Luftballons behängt, Flattervorhang, Buschschneise, Rasensprenger, Trecker, ein ausgehobenes Loch mit Teichplane ausgelegt und mit Strauchwerk und Wasser gespickt und vieles mehr. Limbo kam, sah und siegte… Kein Hindernis machte ihm auch nur im Ansatz Probleme. Er sah sich die Sachen an, befand sie für ungefährlich und gut war es. Nach kurzer Zeit diente er bereits als Zieh-Pony für die aufgeregteren Teilnehmer. Und bei fast allen schaffte er es ein wenig Ruhe reinzubringen.

Bereits am ersten Nachmittag bekamen wir das erste Kaufangebot für ihn. Am Zweiten Tag das Nächste. Aber keine Chance, Limbo sollte bei uns eine Lebensstellung haben.

Nach diesem Abhärtungswochenende stand fest, mit dem Pony kann man auch auf öffentliche Veranstaltung. Das hieß für Limbo und mich, das wir üben, üben und nochmals üben mussten. Mittlerweile bekam ich auf Limbo von Katja regelmäßig Unterricht. Wir versuchten uns in der Dressur, mit Cavaletti-Hüpfen und allgemeine Trail-Aufgaben. Limbo war ein absoluter Allrounder. In den folgenden Jahren nahmen wir an massenhaft Reiterwettbewerben, E-Dressuren, Trails, Negerkussrennen, Ralleys, Kostümreiten etc. teil.

Sogar bei den Dschungelnächten in Hagenbecks-Tierpark machten wir mit.

Hier war Limbo allerdings reichlich aufgeregt. Wir sollten eine befreundete Araberzüchterin mit ihren Reiterinnen vertreten, da diese an dem Tag an einem anderen Turnier teilnehmen sollten. Wir traten also im Schaubild „Arabische Nächte“ auf. Mit dabei waren Katja und Mutabor sowie eine Gabriele Adam mit ihrem Araber-Hengst und Limbo und ich. Limbo tarnten wir ebenfalls mit einem arabischen Kostüm, aber es viel natürlich allen auf, dass sich unter dem Kostüm kein Araber versteckte. Dies baute Katja jedoch gut ins Schaubild mit ein.

Zuerst ritten wir Drei als Pas de trois in die Arena ein und machten als Fächer einige Runden gemeinsam, Limbo und ich sollten uns nach einigen Runden von den beiden Arabs lösen und einen Augenblick außer Sichtweite warten, bis wir wieder gerufen wurden.

5 Auftritte hatten wir an dem Tag. Und nur beim ersten Mal klappte das Rausreiten mit Limbo reibungslos. Als er jedoch merkte, dass er für einige Zeit seinen Kumpel Mutabor aus den Augen verlor, stellte er seinen Pony-Dickschädel ein. Er verweigerte sich beim Rausreiten, beim Warten zappelte er ohne Unterlass, bockte und stieg. Astrid und ich hatten alle Hände voll zu tun, den kleinen Pony-Mann hinter den, uns verdeckenden, Büschen zu halten.

Als die beiden Arabs ihr Pas de deux in jeder Vorstellung beendet hatten, erzählte Katja ein wenig über die Geschichte des Arabers und über das Gebet Mohammeds über das Arabische Pferd. Zum Schluss klärte sie die Zuschauer auf, dass Limbo natürlich kein Araber war, sondern ein Mischlings-Pony. Bei den Kindern war er unlängst Publikumsliebling und alle wollten ihn noch einmal in der Arena sehen. Katja erklärte, dass er noch einmal in die Arena käme, wenn ihn die Zuschauer rufen würden. Alle riefen seinen Namen und Limbo wurde immer hibbeliger. Zum Lied „Limboli Limbola“ schossen wir dann jedes Mal hinter den Büschen hervor und lieferten ein, zwei rasante Runden um die Arena um dann prompt in einer Ecke zum Stillstand zu kommen. Ich stieg ab und Katja läutete das Ponyreiten ein. Sobald Limbo seine pferdischen Kumpels nur sah war er wieder die Ruhe selber und das verlässliche Pony, das wir kannten. Die Kinder standen Schlange um auf ihm zu reiten. Und er machte diese Aufgabe sowas von artig.

Als wir abends wieder im heimischen Stall ankamen, waren Limbo und Mutabor völlig geschafft und sichtlich zufrieden wieder zu Hause zu sein. Stolz waren wir auf die Beiden wie Bolle…

Leider gibt es von diesem Auftritt keine Fotos, da alle Beteiligten alle Hände voll zu tun hatten. Aber vergessen werde ich den Tag nie.

Der Pony-Mann war jedoch nicht immer nur ein lieber Wegbegleiter. Es gab eine Zeit, in der er einfach keine Lust mehr auf uns Kinder hatte und die Arbeit auf dem Platz oder in der Halle verweigerte. Er stieg und bockte, sobald er nach der ersten Runde das Tor passierte und wir Kinder hatten unserer Mühe Not uns überhaupt auf seinem Rücken zu halten. Zu der Zeit ließ er sich auch nur noch mit Tricks auf der Koppel fangen und kniff vermehrt, wenn man ihm zu nahe kam.

Für uns Kinder wurde das zu gefährlich und so musste er einmal durch eine schwere Schule gehen und diese Angelegenheit mit Astrid, auf seinem Rücken, und Katja, vom Boden aus, ausdiskutieren.

Danach war es wieder etwas einfacher mit ihm. Wir ritten ihn eine Zeitlang vermehrt aus, um ihm wieder mehr Abwechslung zur Platzarbeit zu bieten. Und mit der Zeit fand er wieder Gefallen am Arbeiten und uns Kindern.

Aber so ganz raus bekommen haben wir diese Unarten nicht, denn bei Zeiten machte er dennoch deutlich, wenn er genug von der Arbeit hatte. Aber damit konnten wir leben.

 

Auch manche kleinen Unfälle hatte ich mit ihm. Unzählige Male bin ich von ihm runtergesegelt, manchmal haben wir uns auch gemeinsam lang gemacht, aber wir hatten immer Glück.

Nur einmal hat er mich verletzt. Und dann auch noch an einer Körperstelle, die nicht so ganz alltäglich ist.

Es war Winter und Limbo trug nach getaner Arbeit seine Abschwitzdecke. Als ich ihm diese später wieder abnehmen wollte, fühlte er sich wohl von mir so sehr gestört, dass er zubiss. Direkt in meine Nase. Er ließ sofort wieder los und rein reflexmäßig haute ich ihm die Decke um die Ohren. Stören tat ihn das schon wieder gar nicht, da er sich bereits wieder seinem Heu gewidmet hatte.

Ein kontrollierender Griff an meiner Nase zeigte, dass ich ordentlich blutete. Meine Tante sah mich zwar etwas geschockt an, als ich blutend in die Küche lief, aber die Nase war noch dran und somit kam relativ schnell Ruhe ein.

Meine Mutter wurde angerufen und wir fuhren gemeinsam ins Krankenhaus. Es wurde geschaut, ob die Wunde genäht werden konnte, was jedoch nicht ging. Also ein Pflaster drauf und gut war es.

Heute merkt man noch beim Befühlen eine kleine, dreieckige Narbe auf meiner Nasenspitze, aber mehr ist von diesem Vorfall nicht übrig geblieben.

Mit den Jahren wuchs ich von Limbo runter und meine Cousine ritt ihn vermehrt. Ich beschränkte mich auf ruhigere Ausritte mit ihm und bekam nebenbei regelmäßig Unterricht auf Mutabor. Als Katja mit Mutabor den Stall wechselte, war ich noch einige Jahre immer zuerst bei Limbo und ging dann durch den Wald zum Hof, auf dem Mutabor nun stand. Als ich dann jedoch endgültig zu groß für Limbo war, und meine Cousine ihn immer mehr übernahm, widmete ich mich mehr Mutabor und den Pferden, die ich durch das Engagement von Katja reiten durfte.

Limbo ist mittlerweile deutlich über 20 Jahre alt, hat vielen Kindern das Reiten und einen festen Knieschluss beigebracht, war 20 Jahre lang King oft the Koppel und festes Familienmitglied.

Letzteres ist er immer noch und er wird auch immer noch relativ regelmäßig von meiner kleinen Cousine und einer ihrer Freundinnen geritten. Über all die Jahre war Limbo ein sehr robustes Pony und hat nur in den seltensten Fällen den Tierarzt gesehen. Seit einigen Jahren neigt er zu Hufrehe und hat evtl. Cushing (der Test war zwar negativ, aber richtig aussagekräftig ist das nicht). Aber ihm geht es immer noch gut und ich versuche ihn regelmäßig bei meiner Tante zu besuchen.

 

Er ist nach wie vor genauso frech, wie 1992 als wir ihn bekamen und er hat immer noch Feuer in den Augen und den Schalk im Nacken.

Körperlich hat er altersbedingt etwas abgebaut, aber nur im normalen Rahmen.

Ich hoffe er ist noch viele, viele Jahre bei uns, denn er hat mir so viel gegeben, mir so viel beigebracht. Wir haben Unmengen an tollen Erlebnissen gehabt, Erfolge gefeiert und so manche Kriese miteinander überstanden.

 

Limbo ist über die größte Zeit meines bisherigen Lebens ein treuer Wegbegleiter und wird immer ein Teil meines Herzens sein. Ich bin ihm so unendlich dankbar für unsere gemeinsame Zeit!

 

Pony-Mann Du bist der Beste!

Limbo und ich 1994
Limbo und ich 1994

05. September 2013

Limbo ist nun mittlerweile 25,5 Jahre alt. Ich finde, dafür hat er sich recht gut gehalten. Frech ist er immer noch, setzt nach wie vor seinen Pony-Dickschädel durch und erzieht sich, wenn nötig, seine Koppelkollegen, so wie er es für richtig hält. Und die Rente lässt auch noch auf sich warten.

Es ist ein Wahnsinn, dass er uns seit nun über 21 Jahren begleitet. Ich hoffe es folgen noch viele weitere Jahre, in denen der kleine Pony-Mann unser Leben bereichert.

Oktober 2016

Anfang Oktober musste unser Monster-Pony den Weg über die Regenbogenbrücke antreten. So traurig es ist, ich freue mich über das lange Leben, das Limbo bei uns und wir bei ihm sein konnten.

Er hat uns Kindern soviel beigebracht, uns so unzählig viele wunderbare Stunden des Vergnügens, der tollen Ausritte, der anstrengenden Dressurarbeit, erfolgreiche und nicht so erfolgreichen Turniere und Veranstaltungen und Schmusestunden beschert. Ich bin so unglaublich froh darüber diese Pony-Persönlichkeit gekannt zu haben.

Als ich Limbo das letzte Mal, ein paar Tage vor seinem Tod, sah hatten wir noch eine so innige Kuschelstunde, die mir immer in Gedanken und im Herzen bleiben wird. So sanft, so ruhig, so verbunden. Ich glaube er wusste, dass es zu Ende geht.

Leb wohl mein kleiner Pony-Mann. Genieße Dein Leben auf den immergrünen Wiesen am Ende des Regenbogens, dort wo immer Bananen für Dich bereit liegen und Dein Freund Rory auf Dich wartet...

Du fehlst mir!!!